Dienstag, 1. Juli 2008

Hitzeschlacht

An einem heißen Juni-Tag mittags einen 10 km-Lauf absolvieren zu wollen, ist – glaube ich – doch keine so gute Idee ;-)

Vor ein paar Wochen bereits hatte ich mich zum 30. Münchner Stadtlauf angemeldet. Ich war euphorisch und hoch motiviert, weil die Trainingseinheiten so gut abliefen, das Laufen wieder Spaß machte und meine Schienbeinschmerzen, die mich sonst immer ausgebremst hatten, ausblieben.

Am 29.06. hat er nun stattgefunden, der 30. Münchner Stadtlauf. Bereits morgens um 8 Uhr versprach es, ein sehr sonniger und vor allem sehr warmer Tag zu werden und ich ahnte bereits fürchterliches. Normalerweise braucht es ein paar gemütliche Trainingseinheiten bei Hitze, um sich ans Laufen bei hohen Temperaturen zu gewöhnen - mir geht es jedenfalls so. Und die Temperaturen in diesem Jahr waren bislang noch nicht so hoch gewesen - jedenfalls nicht dann, wenn ich Zeit zum Laufen hatte.

Um 11 Uhr sollte der Startschuss fallen. Ralf und ich trafen eine Viertelstunde vorher am Marienplatz ein und bestaunten das Meer an orangefarbenen T-Shirts, die den ganzen Platz füllten. Auf der einen Seite hockten die Halbmarathon-Läufer, die ihren Lauf schon hinter sich hatten und sich nun erholen konnten; auf der anderen Seite wuselten die 10-km-Läufer umher und machten sich bereit für den Start. Kurz vor 11 Uhr begab ich mich auf die Suche nach einem Zugang zur Startgasse, was aufgrund der unüberschaubaren Masse an Läufern keine leichte Angelegenheit war. Schließlich blieb ich einfach irgendwo am Rand der Gasse stehen und wartete auf den Startschuss.

Es war bereits ca. 11:30 Uhr, als ich endlich durch das Start-Tor laufen konnte. Wie bei dem Gedränge üblich, dauerte es eine Weile, bis man ein wenig Tempo entwickeln konnte. Den ersten Kilometer verbrachte ich hauptsächlich damit, im Zick-Zack-Kurs zu laufen und Lücken zu suchen, um überholen zu können. Die Stimmung war gelöst und heiter, in der Fußgänger-Unterführung, die zum Englischen Garten führt, erschallte ein „Finale“-Ruf, und viele der Läufer antworteten lautstark und singend. Nach einer Weile fand ich eine Läuferin, die ungefähr mein Tempo lief und an die ich mich dranhängen konnte. Zwar verlor ich sie in dem Gewusel immer wieder, aber ich freute mich jedes Mal, wenn ich sie wieder vor mir entdeckte und wusste, dass ich das Tempo halten konnte.

Wie erwartet war es sehr heiß. Etwas zu heiß für meinen Geschmack. Ich war es in den Trainingsläufen gewohnt, 12 bis 13 km ohne zu Trinken auszukommen und hatte eigentlich auch vorgehabt, den Stadtlauf ohne Trinkpause durchzustehen. Aber die Hitze durchkreuzte diesen Plan. Als die Versorgungsstation auf halber Strecker näher rückte, lechzte ich bereits nach Wasser. Ich griff mir einen Becher und trank im Laufen ein wenig. Doch danach wurde alles schlimmer ... ich bekam noch viel mehr Durst als vorher, meine Beine wurden schwer und auf einmal bekam ich Gänsehaut und begann zu frösteln. Gänsehaut bei fast 30° im Schatten? Kein gutes Zeichen. Mühsam schleppte ich mich weiter. Plötzlich hatte ich wieder meine persönliche „Pacemakerin“ vor mir, die ich seit der Versorgungsstation nicht mehr gesehen hatte. Auch sie schwächelte, winkte ihrem Laufpartner, ohne sie weiterzulaufen, und ging ein paar Schritte. Ich konnte sie noch überholen, doch jeder weitere Schritt fiel mir immer schwerer. Das 7 km-Schild erschien, kurz konnte ich mich noch dazu aufraffen weiterzulaufen, doch dann gab ich auf. Entweder weiterlaufen und umkippen oder ein paar Schritte gehen und dafür aber auch heil ankommen. Also ging ich zwischendurch immer wieder. Auf dem Weg zum Hofgarten sah ich die Rettungssanitäter, die sich um einen Läufer kümmerten, der auf der Wiese im Schatten lag. Da wollte ich nicht auch landen - also wieder ein paar Schritte gehen.

Kurz vor dem Odeonsplatz riss ich mich erneut zusammen und trabte schweren Schrittes weiter. Die Menschenmengen nahmen zu, immer mehr Zuschauer feuerten uns an, das Ziel rückte näher. Verbissen kämpfte ich weiter, ich konnte bereits das Ziel-Tor sehen. Plötzlich hörte ich eine bekannte Stimme: „Sie sieht uns nicht“ und dann ein Ruf: „Lauf!“ Ich blickte nach links und sah gerade noch Uschi und Stefan. Und da ich ja meistens tue, was mir gesagt wird, lief ich weiter in Richtung Ziel. Nur noch wenige Meter! Nur noch ein paar Schritte! Und endlich die große Erleichterung: ich lief über die Matten durchs Tor und hatte es endlich geschafft...

Erschöpft ging ich weiter und hatte das Gefühl, nicht stehen bleiben zu dürfen, weil ich sonst umkippen würde. Ich holte mir noch mein Getränk und marschierte weiter zurück zum Marienplatz, wo Ralf auf mich wartete. Plötzlich fiel mir ein, dass ich vor lauter Erleichterung, das Ziel erreicht zu haben, ganz vergessen hatte, meine Stoppuhr anzuhalten! So wusste ich nicht einmal, wie katastrophal schlecht nun meine Zeit war. Aber Dank Zeitmessung per Chip konnte ich am nächsten Tag das Ergebnis im Internet nachlesen: 01:09:05. Naja, nicht meine erträumte Bestzeit, war ich doch im Training schon schneller gelaufen. Aber immerhin bin ich trotz widriger Umstände noch unter 01:10:00 geblieben - und vor allem auch überhaupt angekommen ;-)

Der nächste Lauf kommt bestimmt!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also bei diesen Temperaturen ist alleine das Ankommen schon ein Sieg. Und wenn es um die Gesundheit geht sollte man ja nichts riskieren.
Ich konnte dienen Durst so nachfühlen, dass ich nun erst mal runter in die Küche gehe und einen großen Schluck Wasser neheme! ;-)